Behandlung der ITP – Therapien & individuelle Ansätze

 

Eine ITP ist heutzutage gut zu behandeln und die Lebensqualität sowie Lebenserwartung Betroffener dank moderner Therapien zunehmend weniger beeinträchtigt. Durch die Behandlung der ITP soll die Thrombozytenzahl zunehmen, um das Risiko von Blutungen oder Blutergüssen zu verringern. Aber: Eine ITP muss nicht immer (sofort) behandelt werden!

Je nachdem, welche Form die ITP hat, verändern sich auch die individuellen Therapieziele. In der folgenden Abbildung erhalten Sie einen Überblick darüber, welche Strategien Sie gemeinsam mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt verfolgen können, im Umgang mit Ihrer ITP.

Mit fortschreitender Erkrankungsdauer sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die ITP sich komplett zurückbildet. Die Lebensqualität und das Vermeiden von Nebenwirkungen rückt immer mehr in den Vordergrund. Es gibt heute verschiedene Therapieoptionen, die ein selbstbestimmtes Leben mit der Erkrankung ermöglichen und dabei möglichst wenige Einschränkungen mit sich bringen. Welche Optionen es gibt, erfahren Sie hier.

Watch-and-Wait

 

Wenn bei Ihnen keine oder nur eine geringe Blutungsneigung besteht, wird die Entwicklung Ihrer Thrombozytenwerte und Symptome zunächst nur beobachtet (watch) und mit einer Therapie gewartet (wait).

Wenn sich an dieser Situation etwas ändert, entscheiden Sie gemeinsam mit Ihren Ärzten über das weitere Vorgehen.

Watch-and-Wait bei ITP: Beobachtung der Thrombozytenwerte und Symptome ohne sofortige Therapie

Wann muss behandelt werden?

Ob und wann Ihr Arzt eine Behandlung einleitet, ist nicht nur von ihrer Thrombozytenzahl oder Blutungsneigung abhängig, sondern auch von folgenden Faktoren:

ITP Behandlung: Faktoren für den Behandlungsbeginn, Thrombozytenzahl, Krankheitsverlauf, Nebenwirkungen und Alltagseinfluss
  • Ihrem Krankheitsstadium
  • Ihrem Krankheitsverlauf und Blutungsgeschehen
  • Ihrem berufsbedingten Blutungsrisiko
  • möglichen Nebenwirkungen der geplanten Therapie
  • Konsequenzen für Ihr tägliches Leben
  • Ihrem Alter und weiteren Erkrankungen oder Medikamenten
  • Weiteren patienten-individuellen Faktoren, die Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen sollten (z.B. Präferenz für die Art der Darreichung Ihrer Therapie)

Was kann mit einer Behandlung erreicht werden?

Vor dem Start der Therapie sollte man mit seinem Behandler besprechen, welche Therapieziele erreicht werden sollen (z.B. Steigerung der Thrombozytenzahl etc.).

Erstlinien-ITP-Behandlung

Die Erstlinientherapie ist die Standardbehandlung zu Beginn der Erkrankung. Meist lässt sich eine Zunahme der Thrombozytenzahl erreichen, jedoch sind Nebenwirkungen nicht selten.

Kortikosteroide

 

  • Meist kurzfristiger Einsatz
  • Hemmung der Produktion von Thrombozyten-Antikörpern
  • Verminderung des Abbaus von antikörpergebundenen Thrombozyten
Kortikosteroide bei ITP: Hemmung der Thrombozyten-Antikörperproduktion und Verringerung des Abbaus von Thrombozyten

IVIg Intravenöse Immunglobuline

 

  • Blockierung des Abbaus von antikörpergebundenen Thrombozyten (Notfalltherapie)
     
IVIg Intravenöse Immunglobuline bei ITP: Notfalltherapie zur Blockierung des Abbaus von antikörpergebundenen Thrombozyten

Zweitlinien-ITP-Behandlung

Empfohlen wird nach max. 6 – 8 Wochen die Erstlinientherapie zu beenden und die Zweitlinienbehandlung einzuleiten, wenn die Erstlinientherapie schlecht vertragen wird, oder die Thrombozytenzahl nicht nennenswert oder langfristig (> 6 Monate) erhöht werden kann.1

Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten (TPO-RA)

 

  • Steigerung der Produktion von Thrombozyten
  • Entweder als Tablette oder Injektion unter die Haut
  • Die Medikamente haben verschiedene Nebenwirkungs- und Wechselwirkungsprofile, z.B. bezüglich der Verträglichkeit von Lebensmitteln
  • Welche Therapie für Sie individuell geeignet ist, sollten Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen

Entfernung der Milz (Splenektomie)

 

  • Entfernung des Ortes, an dem der Großteil der antikörpergebundenen Thrombozyten abgebaut wird. Aufgrund von anderen guten Therapieoptionen und der Wahrscheinlichkeit, dass die Thrombozytenzahl trotzdem weiter sinkt, wird die Splenektomie nur selten durchgeführt.
Splenektomie bei ITP: Entfernung der Milz zur Reduzierung des Abbaus von antikörpergebundenen Thrombozyten

SYK-Inhibitor

 

  • Reduzierung der Zerstörung von antikörpergebundenen Thrombozyten
SYK-Inhibitor bei ITP: Reduzierung der Zerstörung von antikörpergebundenen Thrombozyten

 

 

Im gemeinsamen Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt können Sie den für Sie besten Umgang und die beste Therapiemöglichkeiten für Ihre Erkrankung finden. So werden Sie ein aktiver Partner im Umgang mit der ITP. Ein Gesprächsleitfaden kann Ihnen dabei helfen sich auf ein Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt vorzubereiten.

Komorbiditäten und die ITP-Therapie

Gerade ältere Patienten haben neben der ITP oft auch weitere Erkrankungen (Komorbiditäten). Diese beeinflussen, welche ITP-Therapie für sie in Frage kommt. Sollten Sie neben der ITP noch weitere Erkrankungen haben, etwa Bluthochdruck, Diabetes, die koronare Herzkrankheit, Lungenentzündungen, Katarakte, eine Anämie (umgangssprachlich Blutarmut) oder neuropsychiatrische Erkrankungen, sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber, welche ITP-Therapie für Sie persönlich am besten geeignet ist.

So ist das Risiko für ältere Patienten (≥ 65 Jahre) unter TPO-RA-Therapie eine Thrombose zu entwickeln z.B. größer; Mit entsprechender medizinischer Überwachung ist eine Therapie mit TPO-RA aber auch für ältere Patienten sinnvoll.1

Der Einsatz von Blutverdünnern (Antikoagulanzien) muss bei älteren ITP-Patienten mit Vorsicht erfolgen. Hierfür gibt es Richtwerte, an denen sich Ihre Ärztin oder Ihr Arzt orientieren kann, sollte bei Ihnen eine Therapie mit Blutverdünnern notwendig sein.1

Patienten mit einer Lebererkrankung können ebenfalls Thrombozytopenien entwickeln, die sich aber normalerweise leicht von einer ITP unterscheiden lassen.1 Patienten mit ITP und Lebererkrankung können ebenfalls mit TPO-RA behandelt werden.1

 

Nehmen Sie teil: Das deutsche ITP-Register

Seltene Erkrankungen wie die ITP stellen Ärzte und Wissenschaftler vor besondere Herausforderungen. Aufgrund der kleinen Patientengruppe mangelt es oft an Daten. Ziel des Deutschen ITP-Registers ist es deshalb, die medizinische Versorgungssituation der Patienten mit ITP abzubilden. Daten zur Erkrankung und Behandlung werden deshalb in einem zentralen Register zusammengeführt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Biomaterialien (Blutproben) zu spenden, die für zukünftige Forschungsvorhaben verwendet werden. Das wird dazu beitragen, das Verständnis der ITP weiter zu vertiefen. Wenn Sie sich näher über das Register informieren und Behandlungszentren finden möchten, die am Register teilnehmen, informieren Sie sich unter folgendem Link.

 

Quellen:

  1. Matzdorff A, Alesci SR, Gebhart J, Holzhauer S, Hütter-Krönke ML, Kühne T, Meyer O, Ostermann H, Pabinger I, Rummel M, Sachs UJ, Stauch T, Trautmann-Grill K, Wörmann B. [Expertenreport Immunthrombozytopenie - Aktuelle Diagnostik und Therapie]. Oncol Res Treat. 2023;46 Suppl 1:7-53. German. doi: 10.1159/000528819. Epub 2022 Dec 26. PMID: 36572012.